FAQ
Allgemeine Fragen
Was sind Incoterms?
Incoterms (International Commercial Terms) sind eine Reihe von 11 standardisierten Handelsklauseln, die von der Internationalen Handelskammer (ICC) veröffentlicht werden. Sie legen die Verantwortlichkeiten von Käufern und Verkäufern bei internationalen und nationalen Handelsgeschäften fest, insbesondere in Bezug auf Lieferung, Risikoübertragung und Kostenverteilung.
Sind die Incoterms rechtsverbindlich?
Incoterms sind keine Gesetze, sondern Vertragsbedingungen, die nur dann rechtsverbindlich werden, wenn sie ausdrücklich in einen Kaufvertrag aufgenommen werden. Beide Parteien müssen sich auf die Verwendung eines bestimmten Incoterms einigen und ihn in ihrem Vertrag erwähnen (z. B. “FOB Shanghai Port Incoterms 2020”).
Was ist die neueste Version der Incoterms?
Die aktuelle Version ist Incoterms 2020, die am 1. Januar 2020 in Kraft getreten ist. Frühere Versionen (2010, 2000 usw.) können zwar weiterhin verwendet werden, wenn sie in den Verträgen angegeben sind, doch werden die Incoterms 2020 empfohlen, da sie den aktuellen Handelspraktiken entsprechen.
Verwendung der Incoterms
Können die Incoterms für den Binnenhandel verwendet werden?
Ja, die Incoterms 2020 können sowohl für den internationalen als auch für den nationalen Handel verwendet werden. Ursprünglich wurden sie für grenzüberschreitende Geschäfte entwickelt, aber viele Unternehmen verwenden sie auch für Inlandsverkäufe, um die Verantwortlichkeiten klar festzulegen.
Bestimmen die Incoterms den Eigentumsübergang?
Nein, die Incoterms regeln nur den Übergang des Risikos und die Verteilung der Kosten, nicht aber die Übertragung des Eigentums an den Waren. Der Eigentumsübergang muss separat im Kaufvertrag geregelt werden.
Welche Incoterms gelten nur für den Seetransport?
Vier Incoterms gelten ausschließlich für den See- und Binnenschiffsverkehr:
- FAS (Frei Längsseite Schiff)
- FOB (Frei an Bord)
- CFR (Cost and Freight)
- CIF (Kosten, Versicherung und Fracht)
Welche Incoterms gelten für alle Verkehrsträger?
Sieben Incoterms können für jeden Verkehrsträger verwendet werden, auch für den multimodalen Verkehr:
- EXW (Ex Works)
- FCA (Frei Frachtführer)
- CPT (Frachtfrei bis)
- CIP (Carriage and Insurance Paid To)
- DAP (Delivered at Place)
- DPU (Geliefert am Ort entladen)
- DDP (Geliefert verzollt)
Auswahl des richtigen Incoterm
Wie wähle ich den richtigen Incoterm?
Berücksichtigen Sie bei der Auswahl eines Incoterms die folgenden Faktoren:
- Erfahrungsniveau: Weniger erfahrene Händler bevorzugen möglicherweise “D”-Bedingungen (DAP, DPU, DDP) für den Kauf oder “E/F”-Bedingungen (EXW, FCA) für den Verkauf.
- Transportart: Reine Seefrachtbedingungen (FOB, CIF, etc.) vs. multimodale Bedingungen
- Risikotoleranz: Wer sollte das Risiko während des Transports tragen?
- Versicherungsanforderungen: Muss der Käufer vom Verkäufer eine Versicherung abschließen?
- Zollrechtliche Möglichkeiten: Können Sie die Import-/Exportabfertigung übernehmen?
Was ist der Unterschied zwischen FOB und CIF?
- FOB (Free On Board): Der Verkäufer liefert, wenn die Ware die Schiffsreling passiert. Der Käufer arrangiert und bezahlt die Fracht und die Versicherung.
- CIF (Cost, Insurance and Freight): Der Verkäufer liefert, wenn die Ware die Schiffsreling passiert hat, organisiert und bezahlt aber auch die Fracht und die Mindestversicherung zum Bestimmungshafen.
In beiden Fällen geht das Risiko am selben Punkt über (Schiffsreling im Ursprungshafen), aber die Kostenverteilung unterscheidet sich erheblich.
Wann sollte ich EXW vs. FCA verwenden?
Bei EXW (Ex Works) liegt die maximale Verantwortung beim Käufer, der sich um die Exportabfertigung kümmern muss. Dies kann problematisch sein, wenn sich der Käufer in einem anderen Land befindet.
FCA (Free Carrier) ist oft vorzuziehen, da der Verkäufer die Exportabfertigung übernimmt, was in der Regel für die im Exportland ansässige Partei einfacher ist.
Versicherung und Risiko
Beinhalten alle Incoterms eine Versicherung?
Nein, nur bei zwei Incoterms ist der Verkäufer verpflichtet, eine Versicherung abzuschließen:
- CIF (Mindestdeckung - Institutsfrachtklausel C)
- CIP (umfassendere Deckung - Institutsklausel A)
Bei allen anderen Klauseln müssen die Parteien ihre eigene Versicherung für die Teile abschließen, bei denen sie das Risiko tragen.
Wann geht das Risiko vom Verkäufer auf den Käufer über?
Der Zeitpunkt des Risikoübergangs ist je nach Incoterm unterschiedlich:
- EXW: Wenn die Ware in den Räumlichkeiten des Verkäufers bereitgestellt wird
- FCA, FAS, FOB: Wenn die Ware an den Spediteur oder das Schiff geliefert wird
- CFR, CIF, CPT, CIP: Wenn die Ware an den ersten Frachtführer geliefert wird (nicht am Bestimmungsort)
- DAP, DPU, DDP: Wenn die Waren am benannten Bestimmungsort ankommen
Kosten und Dokumentation
Welche Kosten sind normalerweise in jedem Incoterm enthalten?
In jedem Incoterm ist festgelegt, welche Partei die Kosten trägt:
- Verpackung und Verladung
- Ausfuhrzollabfertigung
- Transport zum Hafen/Verladeort
- Verladung auf das Schiff/den Haupttransport
- Hauptfrachtkosten
- Versicherung (falls zutreffend)
- Entladung am Bestimmungsort
- Einfuhrzollabfertigung und Zölle
- Endgültige Lieferung
Eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten finden Sie auf der jeweiligen Incoterm-Seite.
Wer ist für die Zolldokumentation zuständig?
- Ausfuhrabfertigung: Im Allgemeinen ist der Verkäufer verantwortlich (außer EXW)
- Einfuhrabfertigung: Generell in der Verantwortung des Käufers (außer DDP)
Häufige Fehler
Was sind häufige Fehler bei den Incoterms, die es zu vermeiden gilt?
- Verwendung reiner Seefrachtklauseln (FOB, CIF) für Containerfracht - verwenden Sie stattdessen FCA oder CIP
- Verwendung von EXW, wenn der Verkäufer besser in der Lage ist, die Exportabfertigung durchzuführen
- Keine Angabe des genauen Lieferorts (z. B. “FOB China” statt “FOB Shanghai Port”)
- Vergessen der Angabe der Incoterms-Version (z. B. “Incoterms 2020”)
- Annahme, dass die Incoterms den Eigentumsübergang abdecken
- Kein Abschluss einer angemessenen Versicherung für den Teil, bei dem Sie das Risiko tragen
Können die Incoterms auch für Kuriersendungen verwendet werden?
Ja, aber nur für B2B-Transaktionen. Die Regeln der Incoterms 2020 gelten nicht für B2C-Geschäfte.
Häufigste Verwendung: DAP und DDP
Probleme mit EXW und DDP für Kuriere:
- EXW: Das Risiko geht über, bevor der Kurier die Ware überhaupt abholt; der Käufer kann in der Regel nicht der Exporteur sein
- DDP: Der Verkäufer kann in der Regel keine unverzollten Waren einführen (führte zu interessanten Rechtsfällen, u. a. in Australien)
Realitätscheck (Bob Ronai): Bei der überwiegenden Mehrheit der von Kurierdiensten abgewickelten Transaktionen beziehen sich Verkäufer und Käufer nicht einmal auf eine Incoterms 2020-Regel. Sie einigen sich lediglich darauf, wessen Konto belastet wird, und haben keine Ahnung, was der Kurierdienst in Bezug auf Ausfuhr- und Einfuhrformalitäten tut.
Wichtige Empfehlungen
Unbedingt lesen
Lesen Sie das offizielle Buch Incoterms 2020, das von der ICC (International Chamber of Commerce) herausgegeben wird. Viele Fragen und Missverständnisse lassen sich durch Nachschlagen in den offiziellen Regeln klären, anstatt sich auf Annahmen oder veraltete Informationen zu verlassen.
Googeln Sie einfach “Incoterms 2020 book”, um die Website der ICC zu finden.
Zu vermeidende Begriffe
- DDP - Vor allem bei grenzüberschreitenden/Seetransporten (rechtliche und praktische Risiken)
- EXW - Käufer kann Exportverpflichtungen oft nicht erfüllen
- FOB für Container - Bedeutungslos; stattdessen FCA verwenden
Bewährte Praktiken
- In Verträgen immer ausdrücklich auf “Incoterms 2020” verweisen
- Geben Sie den genauen Ort der Lieferung/Übergabe an
- Gehen Sie im Kaufvertrag gesondert auf den Eigentumsübergang ein.
- Verwenden Sie für Container FCA und nicht FOB
- Ziehen Sie für die Exportkontrolle C- oder D-Bedingungen in Betracht, wenn Sie die Kontrolle über die Exportabfertigung benötigen.
- Konsultieren Sie das offizielle ICC-Buch, anstatt sich auf Interpretationen oder veraltete Materialien zu verlassen.
Haben Sie eine Frage, die hier nicht beantwortet wird? Schauen Sie in unsere ausführlichen Incoterms-Leitfäden oder zusätzliche Ressourcen.